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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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27.02.2013 - Ausgabe: 1/2013

Strukturwandel im Sport

Das Wissenschaftsjahr 2013 beschäftigt sich besonders mit der demographischen Entwicklung unserer Gesellschaft, ein Umstand, der momentan nicht umsonst sehr viel Beachtung findet.

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Die Veränderung unserer Strukturen sorgt in vielen Bereichen für ein Umdenken – auch im Sport. Wir sprechen von einem Strukturwandel im Sport, weil sich wichtige, vielleicht auch für selbstverständlich genommene Bereiche mit den Entwicklungen der modernen Gesellschaft verändern. Zum einen wird dies das Ehrenamt sein, aber auch die klassische Vereinsstruktur sowie das Angebot der Sportstätten und Sporträume werden von diesen Veränderungen betroffen sein.
Die demographische Entwicklung
Die Überalterung der Gesellschaft hinterlässt in vielen gesellschaftlichen Bereichen Spuren: es mangelt bereits jetzt in vielen Branchen an Nachwuchs, auch im Sport fehlen immer mehr Mitglieder in den Vereinen. Grund dafür ist ein Rückgang der Geburten, Auswanderung und daraus resultierend mehr Sterbefälle als Geburten. Ein demographischer Wandel ist eine Entwicklung, die einen sehr langen Zeitraum betrifft, sie tritt nicht spontan auf. Durch Zuwanderung kann dies kurzfristig gebessert, aber nicht aufgehalten werden.
Im Sport bedeutet dies, dass, obwohl in den letzten Jahren sehr viele junge Mitglieder in Vereinen gewonnen werden konnten, die Zahl in den nächsten Jahren zwangsläufig zurückgehen wird (ca. 23%). Dadurch wird es für verschiedene Regionen schwerer junge Talente zu finden oder Mannschaften aufrecht zu halten. Das eröffnet aber auch den Vereinen die Möglichkeit sich um Zielgruppenferne Kinder und Jugendliche zu bemühen, ebenso auch verstärkt auf die Bedürfnisse von Familien und Migranten einzugehen. Da Gesundheit und Prävention momentan in den Medien ein sehr starkes Thema sind und Überalterung ebenso Teil davon ist, müssen viele neue, optimierte Angebote geschaffen werden, um Übergewicht und Krankheit Einhalt zu gebieten, aber auch altersgerecht zu sein. Sporträume sollten dementsprechend gestaltet und gelegen sein, dass sie jederzeit in der Lage sind, den komplizierter werdenden Bedürfnissen unserer Gesellschaft zu entsprechen. Deshalb ist es nicht zuträglich Sportstätten zu schließen oder zusammenzulegen, wenn nicht ausgiebig geprüft wurde, dass sie nicht ausgelastet sind. Eine wichtige Rolle spielt natürlich in diesem Fall die Politik. Um einen Standort attraktiver zu machen, ist auch ein Sportangebot kein unerheblicher Faktor. Angesichts der zukünftigen Entwicklung, dass es immer weniger Steuereinnahmen geben wird, muss auch die Politik das aktuelle Sportangebot und dessen Förderung überdenken. In den letzten Jahren sind immer wieder interessante und innovative Finanzierungsmodelle auf den Markt gekommen, die angesichts leerer Kassen neue Möglichkeiten für einen Standort bieten können.

 

Mönchengladbach – ein Beispiel
Im Juli 2013 soll in Mönchengladbach dem Sportausschuss weniger Geld zur Verfügung gestellt werden, so die Verwaltung Ende November diesen Jahres. Die Begründung: es werde bis 2025 rund viertausend Sportler weniger geben und deshalb sollten vorhandene Sportstätten reduziert werden. Außerdem würde der Sport in Mönchengladbach immer mehr außerhalb der Vereine verlagert, da er immer „älter, weiblich und unnormierter werde“, so der Sportdezernent Dr. Gert Fischer Weuthen. Die Verwaltung hat dazu einen Sportstättenentwicklungsplan herausgegeben, der auf der Bestandsaufnahme der Sportstätten von 2007 basiert und Vorschläge macht, wie neue Flächen genutzt und alte überflüssig werden. Auch auf Trendsportarten soll in der Stadt mehr eingegangen werden. „Wir müssen das jetzt mit Leben füllen. Dazu muss aber noch mehr Bewegung in die Vereine reinkommen“, sagte dazu Stadtsportbund-Chef Bert Gerkens. Auch wenn der Sportler-Rückgang erst für 2025 prognostiziert worden ist, er hat bereits jetzt Auswirkungen auf die alten Strukturen. Früher wurde Sport in Vereinen und Schulen getrieben, dazu stand diesen eine Reihe von Sportstätten zur Verfügung. Mit Aufbrechung dieser Struktur durch Urbanisierung und Veränderung der Sportangebote (Fitnessstudios, Individualsportarten etc.) und dem Rückgang des Ehrenamtes, müssen neue Wege gefunden werden, die Sportstätten zusammenzulegen und die vorhandenen zu erhalten. Durch die vielen Sportstätten entstehen Überkapazitäten, die zurückgebaut werden sollen.
Ein weiteres Beispiel-diesmal aus Dormagen
Dormagen hat ein breit gefächertes Angebot an Sportstätten, so verfügt die Stadt nicht nur über Sporthallen und –plätze, sondern auch über zwei Schwimmhallen, ein Freibad und zum Beispiel auch über einen Badesee, Minigolfanlagen, Reitplätze und Skateanlagen. Auch viele Rad- und Wanderwege sind erschlossen worden. In der Stadt sind etwas über 400 Vereine aktiv, davon 52 Klubs. Jeder der sechzehn Stadtteile von Dormagen besitzt einen eigenen Sportplatz – ein Luxus, der bald dem Rotstift zum Opfer fallen wird. Auch Dormagen hat erkannt, dass Ihre Sportlerzahl rückläufig ist, denn immer weniger Kinder werden geboren und die Einwohner immer älter – in den nächsten zehn Jahren soll die Zahl der Fußballer um rund 40% heruntergehen, so Stadt-Kämmerer Kai Uffelmann. CDU-Fraktionsvorsitzender Wiljo Wimmer sagt dazu: “Es wird bald nur noch zwei, maximal drei Orte mit gehobenen Trainingsmöglichkeiten geben.“ Die großen Spielflächen sollen durch Kleinspielfelder ersetzt, Bezirke zusammengelegt und ab 2014 eine Sportstättenbenutzungsgebühr für Vereine eingerichtet werden.
Die Sportstättenbenutzungsgebühr
Die Sportstättenbenutzungsgebühr, ein weiteres Streitthema in vielen Kommunen, soll eingerichtet werden, damit die Stadt bei Immobilien die Ausgaben steuermindern kann. Die Sportstätten müssen dazu in einen Betrieb gewerblicher Art überführt werden. Für viele Kritiker ist die Nutzungsgebühr eine Hintertür zur Haushaltssanierung und wird die Vereine finanziell stark belasten, die diese letztlich auf Ihre Mitglieder umlegen müssen. Bei der Berechnung wird oft vergessen, dass nicht alle Vereine und Mitglieder an diesen Kosten beteiligt sein können. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren fallen aus den Zahlungen heraus, ebenso auch die Vereine, die eine eigene Sportstätte betreiben. Aus 30.000 Mitgliedern und 200 Sportvereinen kann bei einer solchen Berechnung die Hälfte aus der Statistik verschwinden und die Kosten für die verbleibenden Vereine und Mitglieder schnell in die Höhe steigen. Zusätzliche Kosten sind nicht besonders attraktiv für potentielle neue Mitglieder und auch nicht für bestehende. Gerade wegen rückzähligen Mitgliederzahlen sind solche Maßnahmen nicht besonders förderlich und wird eine Sportstätte nicht auf Dauer unterhalten können.
Strukturwandel im Ehrenamt – ein Trend
Es geht nicht ohne: ca. 38% der über 18-Jährigen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich in verschiedenen sozialen Bereichen, auch im Sport. Auch Jugendliche sind engagiert: nach einer Umfrage des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) engagieren sich ca. 34% der über 14-Jährigen Deutschen, alleine 14% davon im Sportsektor. Das sieht auf den ersten Blick erstaunlich viel aus, denn es wird immer von rückläufigen Zahlen im Ehrenamt gesprochen. Sportverbände melden alarmiert, dass sie keinen Nachwuchs mehr als Gruppen- oder Trainingsleiter finden. Wie passt dies zusammen? Letztendlich ist der Wertewandel des Ehrenamtes abhängig vom Wertewandel in unserer Gesellschaft. Heute entscheiden sich Ehrenämtler aus ganz anderen Motiven für eine solche Tätigkeit als früher. Inzwischen sind persönliche Freiheit und Verwirklichung ein zentrales Thema des gesellschaftlich propagierten Individualismus und korrelieren nicht mit der ursprünglich vertretenen Auffassung, dass ein Ehrenamt eine Tätigkeit ist, die auf Nächstenliebe und Freiwilligkeit beruht und nicht der persönlichen Weiterentwicklung dient. Heute jedoch entscheiden sich viele aus genau diesen Motiven zu einem Ehrenamt und stimmen es mit ihren Lebensumständen ab. Früher hat oft das soziale Umfeld das Engagement vorschrieben, man war sozusagen mit einem Verein oder einer Kirche verbunden, so dass die Arbeit einen selbstlosen Charakter angenommen und unentgeltlich verrichtet wurde. Heute wird von vielen ein Ehrenamt ausgeübt, um die eigene Qualifikation zu verbessern oder ein Honorar zu bekommen. In diesem Fall sind diese Ehrenämtler deutlich anspruchsvoller geworden, weil sie sich anders mit Ihren Aufgaben identifizieren als zuvor. Und um diese weiter zu motivieren, müssen auch die Aufgaben neu strukturiert werden. Oft wird verlangt, dass Ehrenamt über Jahre hinweg geleistet wird, dies muss sich jedoch auch mit der Lebenssituation desjenigen decken. Ein Student, der zum Beispiel eine Internetseite für seinen Verein einrichtet und betreut, kann nach dem Studium dies vielleicht nicht mehr leisten. Sollte das Ehrenamt einschrumpfen, drohen nicht nur monetäre Konsequenzen sondern der Verlust von wertvollen Kräften, die Projekte gemeinsam stemmen können. Eine flexiblere Einstellung auf beiden Seiten kann helfen dies zu verhindern.
Ein Statement des Stadtsportbund Münster e.V.
In einem Statement schreibt der Stadtsportbund Münster e.V., dass er die Veränderung und Aufrechnung des Ehrenamtes in Geldwert für bedenklich hält, denn sie unterstreiche „die bezahlte Beziehung“ in unserer Gesellschaft. Er ist der Meinung, dass „das Ehrenamt zum Lebensort werden kann, wo soziale Kompetenz erworben und ausgeübt wird - nach einem Slogan, den ich von einem amerikanischen Wissenschaftler notiert habe:" Zur Elite der Zukunft wird gehören, wer sich um das Gemeinwohl kümmert"." (Quelle: stadtsportbund-ms.de). Darum müssten Imagekampagnen erstellt werden, die das originale Ehrenamt in den Medien positiv und ehrenwert darstellen. Flankierende Maßnahmen wie Steuererleichterungen oder Zusatzqualifikationen werden nicht grundsätzlich abgelehnt, sollten jedoch auch nicht das vorrangige Ziel eines Ehrenämtlers sein.
Und was nun?
Der demographische Wandel und die damit verbundenen Veränderungen für unsere Gesellschaft sind nicht seit gestern in den Medien, sondern seit den siebziger Jahren ein ständiger Diskussionspunkt. Deshalb erscheinen Maßnahmen wie Kürzungen oder Gebühren auf den ersten Blick finanziell vernünftig, sind auf lange Sicht jedoch nicht nachhaltig. Sie werden unser bereits bestehendes Sportangebot zum Schlechten verändern und die bereits mangelnde Aktivität von Jugendlichen und Alten nur verstärken. Es müssen neue Modelle erstellt werden, die mit der steigenden Altersstruktur der Gesellschaft auch finanziell einhergehen und die Jungen auffordert die alten zu unterstützen bzw. den Alten eine Aufgabe gibt. Das vermeintlich Negative enthält eine große Chance für unsere Gesellschaft sich miteinander positiv zu verändern und den Strukturwandel im Sport aufzufangen.

Foto: Xtrvagant//fotolia.com
 

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