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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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18.02.2022 - Ausgabe: 1/2022

Sport in der Stadt – warum mehr Bewegungsmöglichkeiten auch ein Mehrwert für die gesamte Gesellschaft sind

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© playfit GmbH

Sport und Bewegung sind für viele Menschen tagtägliche Aktivitäten und Bausteine für ein langes und gesundes Leben. Allerdings herrscht bei vielen anderen eher ein Bewegungsmangel vor und auch bei Kindern nimmt der Grad der täglichen körperlichen Aktivität zunehmend ab. Es sind die stetigen Veränderungen unserer Welt, vor allem der technische Fortschritt, die ursächlich für diese Problemstellung sind. Aber auch die Umstände unserer Umgebung und unseres heutigen Zusammenlebens beeinflussen diesen Prozess. Da der Bewegungsmangel auch außerhalb der individuellen gesundheitlichen Folgen Auswirkungen auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung haben kann, ist es wichtig, gegen ihn vorzugehen. Um jedes einzelne Mitglied unserer Gesellschaft zu mehr Bewegung zu animieren, sollte es neben einem vielfältigen Sportangebot auf privatwirtschaftlicher oder Vereinsebene auch eine bewegungsaktivierende und -animierende Umgebung wohnortsnah auffinden. Dies bedeutet, dass unsere Städte- und Kommunen sport- und bewegungsfreundlich gestaltet sein sollten.

Wenn man anhand wissenschaftlicher Daten die Entwicklung des durchschnittlichen täglichen Bewegungsumfanges eines Mitgliedes unserer Gesellschaft betrachtet, dann sind diese Zahlen konstant rückläufig. Dies ist nicht nur ein schlechtes Zeichen, sondern es zeigt auch die Vorteile unseres enormen technischen Fortschrittes. Noch vor 100 Jahren waren die meisten Menschen in Berufen, die mit harter und langer körperlicher Arbeit verbunden waren. Von zuhause aus konnte man kaum Dinge des täglichen Lebens erledigen, technische Geräte auch Autos oder der ÖPNV waren eine Seltenheit – fast jede Kleinigkeit war mit einer Wegstrecke und körperlicher Anstrengung verbunden. Wenn man den Alltag eines durchschnittlichen Menschen im Westeuropa der 1920er Jahre mit dem von heute vergleicht, dann haben wir heute vor allem eines gewonnen: Zeit. Der Arbeitsalltag ist wesentlich kürzer, viele einst mühselige Alltagsarbeiten werden heute von Maschinen übernommen und viele Anlässe, für die man zwangsläufig das eigene Zuhause verlassen muss, gibt es auch nicht mehr. Mal abgesehen davon, dass sich auch die grundlegenden Wohnverhältnisse deutlich verbessert haben, also der Aufenthalt zu Hause heute angenehmer ist.

Soweit zur positiven Seite, aber wie so vieles hat diese Entwicklung auch ihre Schattenseite und die zeigt sich in dem mit dem technischen und digitalen Fortschritt unmittelbar verbundenen Bewegungsmangel. Die Erfordernisse des Alltags lasten uns körperlich in der Regel nicht mehr aus. In der Dienstleistungsgesellschaft arbeitet man meist im Sitzen, viele noch vorhandene körperlich anstrengende Arbeiten werden heute von Maschinen übernommen oder zumindest deutlich erleichtert. Die gewonnene Zeit nutzen wir meist für eine Vielzahl von bewegungsarmen, oft digitalen Freizeitbeschäftigungen oder zum scheinbar höchsten Luxusgut der heutigen Zeit, dem Nichtstun, auch gerne Chillen oder Rumhängen genannt. Verbunden mit einem immer umfangreich werdenden und stets verfügbaren Nahrungsangebot fordert der Bewegungsmangel in der gesundheitlichen Entwicklung der Gesellschaft seinen Tribut. Waren es noch vor 100 Jahren die hygienischen Verhältnisse in Wohnungen und Städten verbunden mit unausgewogener und oft unzureichender Nahrungsauswahl und schwerer körperlicher Arbeit, die die Gesundheit der Menschen am meisten beeinträchtigten, so sind es heute diese Auswirkungen unseres eigenen Fortschritts. Bewegungsmangel macht krank und schadet unserer Gesundheit vor allem langfristig.

Natürlich haben wir heute auch einen medizinischen Fortschritt, der den Umgang mit den negativen Folgen erleichtert, aber grundsätzlich wird man das Problem nur lösen können, in dem man den entstandenen Bewegungsmangel durch zusätzliche Aktivität im Alltag ausgleicht. Das hört sich leicht an, ist aber in der Realität für viele nur schwer bis gar nicht umzusetzen. Es fehlt an Motivation und innerer Kraft, denn da wo die Menschen vor 100 Jahren noch körperlich erschöpft von der Arbeit waren, so sind es heute sehr viele geistig. Ob es nur der „innere Schweinehund“ ist oder eine umfangreichere Ermüdung, die Psyche hat entscheidenden Einfluss auf unser Bewegungsverhalten. Aber man kann sie auch beeinflussen, dafür müssen wir allerdings mehr tun, als nur jedem und jeder Einzelnen die Vorteile von Bewegung zu erklären und zu hoffen, dass sie oder er durch Einsicht und Selbstüberwindung vom „Couchpotato“ zur/m aktiven Sporttreibenden wird. Oder einfach gesagt: wir müssen nicht den Menschen zum Sport, sondern den (aktiven) Sport zu den Menschen bringen.

In unseren Städten und Kommunen, wo ein Großteil der Bevölkerung lebt, findet man in der Regel ein großes Angebot an Sportvereinen und privaten Sportanbietern, wie z.B. Fitnessstudios. Es gibt eine Vielzahl von Sportarten und Sportkurse – wer aktiv sucht, wird sicher schnell fündig. Aber dafür muss man halt erstmal aktiv suchen. Und selbst wenn man sich dazu überwunden hat und ein Angebot findet, so ist in vielen Fällen nach kurzer Zeit die neue Aktivität auch schon beendet. Wenn man merkt, dass man im Sportverein nicht mithalten kann oder dass man im Fitnesskurs die einzige Person ist, die hinterherhinkt, oder einfach die Lust verliert. Die genannten Angebote sind sicherlich gut und wichtig, aber sie sind nicht ausreichend, um den Bewegungsmangel effektiv und großflächig zu bekämpfen. Die Menschen müssen bereits in ihrem Alltag abgeholt werden, in ihrer direkten Umgebung. Sport und Bewegung müssen schnell und wohnortsnah unmittelbar ausführbar sein, ohne größere zeitliche Vorbereitung. Es muss Orte geben, die zur Bewegung einladen, die Lust darauf machen, die man unkompliziert und uneingeschränkt aufsuchen, erreichen und nutzen kann. Eine sport- und bewegungsaktivierende Stadtgestaltung ist die Grundlage für all dies. Sport muss an vielen Orten möglich sein und es muss Bewegungsoptionen für Alt und Jung und für Groß und Klein geben. Es sollte eine Vielzahl von Sportarten und Bewegungsformen ausgeübt werden können und ausreichend Angebote für eine größere Anzahl körperlich aktiver Nutzerinnen und Nutzer geben.

Eine sportfreundliche Stadtgestaltung ist nicht damit erledigt, dass der Vereinssport moderne und gut gepflegte Sportareale nutzen kann und individuell Sporttreibende Möglichkeiten zum Spazieren gehen, Joggen und Fahrrad fahren vorfinden. Vielseitige und ansprechende Sportareale, die für alle Interessierten nutzbar und erreichbar sind, sollten an vielen Orten vorfindbar sein. Ob z.B. für Fitness- und Motorikübungen, Ballsportarten, Bewegung auf (nicht motorisierten) Rädern oder Rollen, Yoga, Tanz, Parkour, Ninja-Sport, Slacklining – es gibt vielseitige Bewegungsformen, die alle zielführend sind und erst die Vielzahl macht ein umfassendes Angebot aus. Natürlich sollten auch für die als erstes genannte Gruppe von IndividualsportlerInnen, ob zu Fuß oder per Fahrrad, sichere und ansprechende Wegstrecken vorhanden sein. Es sollte genügend Platz für die Ausübung vorherrschen, viele Optionen abseits des Straßenverkehrs geben und optimalerweise viele Strecken durch Grünareale und Parks führen. Solche Grünflächen sind auch aus verschiedenen anderen Gründen, beispielsweise Klimaschutz und Luftqualität, sehr wichtig für unsere Städte und Kommunen. In vielen dieser Areale lassen sich prima Sportflächen oder Fitnessparcours integrieren. Wichtig ist aber, dass ein entsprechender Unterhalt gewährleistet ist und die Nutzung für körperliche Aktivitäten nicht durch andere Nutzungen oder örtliche Regularien eingeschränkt oder verhindert wird. Öffentliche Areale, die gleichzeitig einen hohen Aufenthaltscharakter haben und für Sport und Bewegung nutzbar sind, sind nicht nur für die Bevölkerung ein Gewinn, sondern erhöhen auch die Attraktivität und Lebensqualität der gesamten Kommune.

Allerdings ist es vielerorts schon heute sehr schwierig, solche Freiflächen zu schaffen, wenn sie nicht schon längst existieren. Vorhandene Areale kann man immer sanieren, modernisieren und attraktiver gestalten. Alte Sportplätze können zu neuen, ein verwahrloster „Hundepark“ zu einem ansprechenden Bewegungsareal werden. Was aber tun, wenn es jetzt schon keine Flächen mehr gibt, gerade in den Innenstädten? Um eine Stadt oder Kommune sport- und bewegungsfreundlicher zu gestalten ist oft Kreativität und Einsatz gefragt. Letzteres ist auch dafür gefordert, vorhandene Sportflächen zu erhalten und dauerhaft als Areale zu sichern. Die Kreativität kommt vor allem dann zum Zuge, wenn man aus Orten Bewegungsräume macht, die vorher gar nicht als solche vorgesehen waren.

Es gibt mittlerweile einige positive Beispiele dafür, dass in verschiedenen Städten einzelne Straßen temporär für den Autoverkehr gesperrt werden und den Anwohnern als Spiel-, Begegnungs- und auch Bewegungsräume zur Verfügung stehen. Diese Beispiele können natürlich Sportareale als solche nicht ersetzen, aber sie ergänzen durchaus ein vorhandenes Angebot und zeigen, dass man vorhandene Räume durchaus vielschichtiger und aus verschiedenen Winkeln betrachten sollte, um die Möglichkeiten zu erkennen. In stark verdichteten Stadtgebieten heißt das beispielsweise nach oben und unten zu gucken und mehrfach nutzbare Räume zu identifizieren: ein Bewegungsparcours auf einem alten Parkhaus, ein Fußballplatz auf dem Dach eines Großmarktes oder ein weiteres stillgelegtes Parkhaus, welches nun einen Skatepark und Fitnessareale beherbergt. Dies sind nur einige Beispiele, die bereits schon praktisch umgesetzt wurden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, solange alles aus baulicher Perspektive auch machbar ist. Eingezäunte Bewegungsareale auf Schulhöfen kann man ohne größere Probleme auch außerhalb der Schulzeiten der Gesamtbevölkerung zur Verfügung stellen. Selbst viele kleine Freiflächen kann man als Bewegungsareal gestalten – ob mit einer Handvoll Fitnessgeräte, einem Trampolin, einem Basketballkorb oder einfach nur einer frei nutzbaren Sport- oder Rollfläche. Vieles ist möglich und umso mehr Angebote es in der Kommune und in jedem einzelnen Stadtteil gibt, umso mehr Sport bekommt man in die Stadt. Mehr Kreativität heißt aber auch, dass man bei verschiedenen anderen Bauplanungen und -projekten eine mögliche Schaffung von Sport- und Bewegungsoptionen mitberücksichtigen sollte. Neben der inklusions- und klimagerechten Gestaltung ist Multifunktionalität ein Faktor, der bei innerstädtischen Bau- und Gestaltungsprojekten zukünftig mehr beachtet werden sollte. Denn die Innenstadt muss als Lebensort dauerhaft funktionieren und man muss den immer knappen werdenden Raum optimal nutzen.

Natürlich kostet die Schaffung von mehr Sport- und Bewegungsräumen auch entsprechendes Geld aus den öffentlichen Töpfen, die bekanntlich nicht allzu üppig gefüllt sind. Daher sollte man bei der Ausstattung dieser immer den gesamtgesellschaftlichen Mehrwert betrachten. Sport in der Stadt fördert die Gesundheit der Bevölkerung, schafft ein besseres soziales Miteinander und mache viele Menschen fitter, fröhlicher und belastbarer. Gesunde und ausgeglichenere Menschen sind seltener krank, können länger und effektiver arbeiten und das kommt damit auch der Wirtschaft und der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung zugute. Mehr Geld für Sport und Bewegung in der Stadt ist also keine reine Förderung, es ist eine Investition. Eine, von der alle Seiten profitieren können oder, wie man so schön sagt, eine Win-Win-Situation. Es muss allerdings irgendwo der erste Schritt getan werden. Hoffen wir, dass es gelingt und wir in 100 Jahren von einem Wendepunkt in unserer Zeit sprechen können, an dem der durchschnittliche Bewegungsumfang in unserer Gesellschaft wieder zugenommen hat.

TT

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