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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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18.02.2022 - Ausgabe: 1/2022

Zwei Dinge sollen Kinder durch Eltern und Schule bekommen: Wurzeln und Flügel

Von Marcel Adam Landschaftsarchitekten BDLA

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© Marcel Adam Landschaftsarchitekten BDLA


Die Rosa-Luxemburg-Schule, die “grüne” Schule in Potsdams Mitte, bietet eine reizvolle Lernumgebung für alle. Auch in den Außenanlagen wurden die grünen Gräser als gestalterisches Leitmotiv in Form von dreidimensionalen Spielelementen aufgegriffen, auf denen geklettert, geturnt und gehangelt werden kann. Eine bunte Vielfalt von kleinen und großen, lauten und leisen, schnellen und langsamen Menschen prägt das Bild einer verlässlichen Halbtagsschule. Hier lernen Kinder mit und ohne Beeinträchtigung und mit besonderen Fähigkeiten. 

Die Rosa-Luxemburg-Schule hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Zunächst 1971 als Polytechnische Ganztags-Oberschule “Rosa Luxemburg” (POS) gegründet, war sie zwischenzeitlich Gesamtschule, bevor sie Anfang der 1990er Jahre in eine vierzügige Grundschule umgewandelt wurde. Seit 2012 ist sie Inklusionsschule. Über 520 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6 lernen gemeinsam unter einem Dach. Montessoripädagogik, Wochenplanarbeit und Projektarbeit haben eine große Bedeutung. 

Der Schulbau, ein typischer DDR-Bau vom Typ Erfurt, wurde ab 2001 umfangreich saniert und um eine neue Mensa ergänzt. Als letzter Baustein erfolgte der Neubau einer KITA, die zuvor jahrelang in einem Container im Nordosten des Grundstücks untergebracht war. Damit der KITA-Betrieb aufrecht erhalten bleiben konnte, wurde das neue KITA-Gebäude auf dem bisherigen Bolzplatz der Schule errichtet. Die Neubauten führten zu einer umfangreichen Umstrukturierung der vorhandenen Außenanlagen. Wo früher die Kita war, wurden die Laufbahn und der Sportplatz errichtet. Ein neuer Pausenhof entstand zwischen Schule und Mensa und am Eingangsbereich zur Schule wurde die Erschließung neu organisiert. Nordwestlich des KITA-Neubaus erstreckt sich der Parkplatz, der gleichzeitig zur Anlieferung der Mensa dient. 

Obwohl die Schule in der Innenstadt von Potsdam liegt, verfügt sie glücklicherweise über ein großzügiges Außenraumgelände. Dies erleichterte die Neuordnung der Freiflächen, die bei laufendem Betrieb und voller Auslastung der Schule stattfinden musste. Schüler, Lehrer und Eltern benötigten einen langen Atem, da sich die Sanierung der Gebäude und die barrierefreie Erneuerung der Außenanlagen über mehrere Jahre hinzog. 

Ein großer Wunsch der Schüler ging mit der Bemalung der Fassaden in Erfüllung. Die Wände des DDR-Schulbaus wurden mit überdimensionalen grünen Gräsern und gelben Sonnenstrahlen gegliedert und strukturiert, und somit den Fassaden zu einem neuen, prägnanten und vor allem unverwechselbaren Aussehen verholfen. 

Auch in den Außenanlagen wurden die Gräser als gestalterisches Leitmotiv in Form von dreidimensionalen Spielelementen aufgegriffen, auf denen geklettert, geturnt und gehangelt werden kann. Die skulpturalen Gräser stellen damit eine identitätsstiftende Verbindung zwischen Baukörper und Außenraum dar. Die Idee der Gräser entstand in Kooperation mit der auf Spielräume spezialisierten Firma Zimmer.Obst. Besonderes Augenmerk wurde auf Spielelemente gelegt, die kreative, vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zulassen. Flächennetze, Kletterteller und -seile, Hangelleiter und Wackelbalken verteilen sich gleichsam durch einen Parcours über den Schulhof. Als Holzart wurden ausschließlich dauerhafte, zertifizierte Robinienhölzer verwendet. 

Der Freiraum stellt einen wichtigen Lern- und Lebensraum dar. Durch die Pandemie hat sich diese Bedeutung noch verstärkt und wird auch zukünftig noch mehr in den Fokus rücken. Schulfreiräume müssen deshalb vor allem robust und vielgestaltig und Ausgleich für das Lernen sein. Rückzugsräume sind genauso wichtig wie differenzierte Bewegungsräume, um Kindern mit teilweise sehr unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen Anreiz zu schaffen. Dieser Gedanke spiegelt sich auch in der Umgestaltung des Schulhofes wider, der zukünftig Spiel-, Lern- und Veranstaltungshof und attraktiver Treffpunkt sein soll. 

Zwischen den skulpturalen Grashalmen schiebt sich eine Bewegungslandschaft aus beigegelben Spielhügeln, die aus weichem Kunststoffbelag hergestellt sind. Auf ihnen kann gerannt und getobt werden und sie sind so gestaltet, dass sie auch mit Rollstühlen befahrbar sind. Sie laden zum vielfältigen Gebrauch ein, fördern Bewegung und Motorik. Die multifunktional nutzbaren Kunststoffhügel schmiegen sich behutsam zwischen dem vorhandenen wertvollen Baumbestand ein und verleihen dem Schulhof einen großzügigen, nutzungsoffenen Charakter, der vielfältige Sinneswahrnehmungen, Entdeckungslust und Erlebnisvielfalt ermöglicht. Ein in die Spielhügel integrierter Sitzbereich kann als grünes Klassenzimmer für kleine Aufführungen oder einfach nur zum Pausieren genutzt werden.

Das neu errichtete Kunststoffspielfeld und die Laufbahn dienen während der Pausen vor allem den Schülern, die sich sportlich betätigen wollen, als zusätzliche Bewegungsfläche. 

Geschützt hinter den Sportflächen befindet sich der Schulgarten, der grundhaft angelegt wurde. Durch das große Engagement von Schülern und Lehrern entstand zusammen mit Expert*innen, der GemüseAckerdemie, ein vielfältiger Lehrort für Ökologie und Pflanzenkunde. Sogar für ein eigenes Bienenvolk wurde inzwischen ein Lebensraum geschaffen.


Teilbereich KITA

Im nordöstlichen Bereich des über 7.500 m² großen Schulgeländes erstreckt sich der 2020 fertiggestellte KITA-Neubau mit den zum Schulhof orientierten Freiflächen. Um optisch eine Verbindung mit dem Schulhof herzustellen, wurde die grüne Farbe der skulpturalen Gräser aufgegriffen. Horizontale und schräge Balken türmen sich zu einer Kletterlandschaft auf. Vertikale Stämme als Haltekonstruktion für zwei Spielhütten und eine Schaukel ergänzen den Spielbereich. 

Die KITA-Freiflächen leben von dem Spannungsverhältnis einer facettenreich gestalteten Spiellandschaft, Rasenflächen und beschaulichen, schattigen Rückzugsorten, die über Rundwege miteinander verbunden sind. Mit Weidensträuchern bepflanzte Spielhügel schirmen den Krippenbereich vom Bewegungsraum der älteren KITA-Kinder ab. Ein Sonnensegel sorgt für Beschattung. Die Spielhügel bilden mit ihren Versteckmöglichkeiten und Raumöffnungen einen wichtigen Teil des Spielkonzeptes.


Bepflanzung

Die Spiel- und Aufenthaltsflächen werden durch großzügige angrenzende Stauden- und Strauchflächen eingefasst. Bei der Auswahl der Pflanzen wurde Wert auf eine hohe Artenvielfalt gelegt, um möglichst vielen Insekten, Kleinsäugern und Vögeln Nahrung, Brutplätze und Rückzugsmöglichkeiten zu bieten. Dabei wurde darauf geachtet, dass Arten gepflanzt wurden, die lange Trockenheitsphasen und hohe Temperaturen im Sommer vertragen, sich in ihrer Blattstruktur und Textur unterscheiden sowie zu den unterschiedlichen Jahreszeiten Blühakzente setzen, mit dem Ziel einer ausgewogenen Balance zwischen ästhetischer Gestaltung, Naturnähe und Pflegeaufwand. 

Der neu gestaltete Schulhof wurde innerhalb kürzester Zeit zum Mittelpunkt des Schulcampus. Die schlüssige Anordnung der verschiedenen Funktionen (Schulhof, Sportanlagen, KITA-Außenfläche) hat wesentlich dazu beigetragen, dass eine vielfältige, qualitativ hochwertige Freifläche entstehen konnte, mit einer ausgewogenen Balance zwischen Herausforderung und Abwechslungsreichtum, um auch für ältere Schüler attraktiv zu sein.

 
 

Fakten zum Projekt:

Bauherr:                                 Stadt Potsdam, Kommunaler Immobilienservice 

Leistung:                                 Objektplanung, Leistungsphase 2-8 

Leistungszeit:                          2011 - 2019 

Bausumme:                            1.500.000 Euro 

Fläche:                                   7.500 m² 

Landschaftsarchitekten:         Marcel Adam Landschaftsarchitekten BDLA

Spielelemente:                       Spielraumgestaltung Zimmer.Obst GmbH


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