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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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18.04.2019 - Ausgabe: 2/2019

Ein Spielplatz mit Aufforderungscharakter

Oliver Pohlann (Verantwortlicher Landschaftsarchitekt und Projektleiter Landschaftsbau bei der HOWOGE)

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Mit einem eigenen Wohnungsbestand von rund 60.000 Wohnungen gehört die Berliner Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE zu den zehn größten Vermietern deutschlandweit. Seit über 25 Jahren steht das Unternehmen für nachhaltige Bestandsentwicklung, innovative Wohnkonzepte sowie gesellschaftliches Engagement an unterschiedlichen Standorten in Berlin. Im Zuge der periodischen Instandsetzung der Fassade eines Wohnblocks mit 422 Wohnungen im Berliner Bezirk Hohenschönhausen wurde auch der Außenbereich neugestaltet. Dabei ist im Innenhof des Gebäudekomplexes ein abwechslungsreicher Kinderspielplatz entstanden. Durch die öffentliche Zugänglichkeit des Hofes kommt der Spielbereich nicht nur den unmittelbaren Anwohnern zugute, sondern er bietet dem gesamten Wohnumfeld - inklusive angrenzender Kindertagesstätten - ein spannendes Ziel für Spiel und Bewegung.

Es war wichtig, einen Spielplatz zu erhalten, der sich an die Bedürfnisse aller Altersklassen richtet. Sowohl die ganz kleinen Kinder, als auch die Älteren im Jugendalter sollten auf ihr Kosten kommen.

Folgerichtig setzt sich der Spielplatz aus Spielgeräten mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen zusammen. Der Spielplatz ist in zwei Bereiche aufgeteilt, wobei sich der eine Teil an die jüngere und der andere Teil an ältere Kids richtet. Im Zentrum des Kleinkindbereichs steht ein kleines Spielhaus der Spielgerätereihe Spooky Rookies aus dem Hause der Berliner Seilfabrik. Dieses richtet sich speziell an die Bedürfnisse von Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren zur frühen psychomotorischen und sozialen Entwicklung. So laden die Matschtische im unteren Bereich des Spielhauses zu Rollenspielen ein, im Rahmen derer Sprache und soziale Kompetenzen auf spielerische Weise gefördert werden. Eine Aufstiegsrampe macht es möglich, dass der obere Bereich des Hauses auch krabbelnd erreicht werden kann, bevor es über die Kleinkindrutsche wieder hinunter geht – eine Bewegungsform, die sich positiv auf die räumliche Wahrnehmung auswirkt und das Gleichgewichtsgefühl sowie die Koordinationsfähigkeiten der Kleinen verbessert.

Highlight des Spielbereiches für die „Großen“ ist eine Kombination der Holzspielhäuser Woodville der Berliner Seilfabrik, bei der sich zwei unterschiedlich hohe Häuser, einen gemeinsamen Standpfosten teilen. Die Größere der beiden Hütten ist mit einem Übergangsnetz ausgestattet, das mit einem Einstiegsnetz kombiniert wird. Die beiden Häuser sind durch einen Balkon miteinander verbunden, der sowohl über eine Strickleiter als auch über einen Wackelteller-Aufstieg beklettert werden kann. Die Aufstiegsmöglichkeiten sind wieder bewusst so gewählt, dass sie verschiedene Schwierigkeitsgrade anbieten und eben auch für ältere Kinder eine spannende Herausforderung bieten. Auch bei der Farbwahl der Seile, Kugeln, Schellen und Dächer war uns wichtig, dass diese möglichst interessant und damit ansprechend wirkt. Gleichzeitig sollten die Spielgeräte natürlich farblich in den Kontext der neuen Fassadengestaltung der angrenzenden Wohnblocks passen. Durch die Kombination eines knalligen Orangetons bei den Systemkugeln und Seilen in Limette entsteht eine Signalwirkung mit Aufforderungscharakter.

Bemerkenswert bei den Spielgeräten ist der konstruktive und elegante Holzschutz. Sowohl von oben als auch von unten wird das Holz durch andere Materialien geschützt. Die Aufständerung ist hierbei Teil des Designs und die Rundhölzer müssen nicht in den sonst üblichen Pfostenschuhen aus Metall enden. Einzelne Bauteile haben einen hybriden Charakter. Das heißt, die beim Spielen stark beanspruchten Teile schließen nicht direkt am Holz an, sondern an Edelstahlrohre, welche wesentlich stabiler und widerstandfähiger sind – und somit zur Langlebigkeit der Spielplatzgeräte beitragen. Letztlich werden die Defizite von Holz eliminiert und die Kinder kommen trotzdem in den Genuss von Holz beim Spielen in und mit Woodville.

Abgerundet wird der Spielplatz von zwei Spielpunkten der Berliner Marke Urban Design. Die Doppel-Schaukel Swingo ermöglicht zwei Kindern gleichzeitig das Schaukeln. Schaukeln ist wichtig für einen Spielplatz, das geht immer! Außerdem haben wir uns für eine Wippe entschieden, bei dem gewählten Modell der Berliner gibt es drei verschiebbare Gewichtskugeln. Diese lassen sich je nach Gewichtsverhältnis der Nutzer so verschieben, dass auch unterschiedlich schwere Personen in Balance gebracht werden und zusammen schaukeln können. Gleichzeitig veranschaulicht das Spielgerät essenzielle physikalische Zusammenhänge bezüglich Schwerkraft und Gleichgewicht. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, auf spielerische Weise mit den naturwissenschaftlichen Gesetzen in Kontakt zu kommen.

Weitere Maßnahmen im Innenhof – neue Zäune für die von Erdgeschoßmietern liebevoll betreuten Mietergärten, neue Wäschetrockengerüste, die allwettertaugliche Pflasterung der Hauptwege, eine Neubelattung sämtlicher Sitzbänke sowie ergänzende Strauch- und Baumpflanzungen - runden die Arbeiten ab. Weiträumige Grünflächen zur Nutzung auch durch die Kinder ergänzen den eigentlichen Spielplatzbereich. Der anliegende Pkw-Parkplatz für die Mieter erhielt moderne LED-Mastleuchten.

Nicht nur die Mieter der angrenzenden Wohnungen und die umliegenden Kitas sind mit der Neugestaltung des Spielplatzes mehr als zufrieden, sondern auch zufällig vorbeikommende Passanten verweilen jetzt immer öfter im Innenhof an der Dierhagener Straße. Damit ist die HOWOGE ihrem Leitsatz „Mehr als gewohnt“ absolut gerecht geworden.

Foto: Berliner Seilfabrik GmbH & Co. 

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