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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.10.2015 - Ausgabe: 5/2015

Die bewegungsfreundliche Stadt

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Regelmäßiger Sport beugt Krankheiten vor, fördert das individuelle Wohlbefinden, den Stressabbau sowie das persönliche Lebensgefühl und erhöht die Lebensqualität. Öffentliche Bewegungsräume sind eine wichtige Säule, um den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort jederzeit zugängliche und kostenfreie Angebote für mehr Bewegung zu geben. Dazu Uwe Lübking von Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) im Interview.

Playground@Landscape: Welchen Stellenwert hat das Thema Sport und Freizeit in den Städte und Gemeinden?

Uwe Lübking (DStGB): Sport und Freizeit sind in der heutigen Gesellschaft entscheidende Faktoren für die Zukunftsfähigkeit der Städte und Gemeinden. Auch im alltäglichen Leben erwarten die Menschen ein attraktives Sport- und Freizeitangebot für sich und ihre Kinder. Die Städte und Gemeinden können darüber hinaus die Motivation der Bürgerinnen und Bürger zur mehr Bewegung stärken und damit zur Gesundheitsprävention beitragen.

 

P@L: Wie sieht eine bewegungsfreundliche Stadt aus?

Uwe Lübking (DStGB): Städte und Gemeinden sollten so konzipiert sein, dass wohnortnahe Spiel- und Sportanlagen für ihre Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen. Neben den klassischen Sporthallen, Sportplätzen und Schwimmbädern bedarf es einer Stadtentwicklung, die öffentliche Bewegungsräume schafft. Parks und Grünanlagen bieten nicht nur Raum für Naherholung und Sport, sondern stellen Sport- und Bewegungsflächen dar. Besonders attraktiv ist es, diese mit Bewegungsparcours zu verbinden.  

 

P@L: Wer soll durch die Bewegungsangebote angesprochen werden?

Uwe Lübking (DStGB): Grundsätzlich sollen alle Bürgerinnen und Bürger die Angebote nutzen können. Deshalb sollten bereits die Kindertageseinrichtungen und Schulen Orte der Bewegung sein. In der Kommune der Zukunft wird der „Bewegungsraum für alle Generationen“ ebenso selbstverständlich sein, wie der Kinderspielplatz heute, das altersgerechte Sportgerät ebenso wie der Bolzplatz. Sport und Bewegung können einen wichtigen Baustein zur Integration und Inklusion leisten.

 

P@L: Viele Kommunen sind verschuldet. Die kommunalen Sozialausgaben sind auf Rekordniveau. Das verschärft die Haushaltskrise der ohnehin hoch verschuldeten Städte und Kreise. In wieweit belastet das Spiel und Sport?

Uwe Lübking (DStGB): Auch im Jahr 2015 bleibt die Lage der kommunalen Haushalte unverändert angespannt. Sie sind mit 144,9 Mrd. Euro verschuldet, hinzu kommt ein massiver Investitionsstau. Besonders problematisch ist der ungebremste Anstieg für soziale Leistungen, die im Jahr 2015 auf über 52 Mrd. Euro steigen werden. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Förderung von Sport und Freizeit. Allein der Investitionsstau liegt bei über 12 Mrd. Euro.

 

P@L: Woher kommen die Finanzmittel für Kinderspielplätze und Sportplätze?

Uwe Lübking (DStGB): Es gibt keine Alternative zu einem nachhaltigen Konsolidierungskurs und einer Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Vor allem müssen die Kommunen nachhaltig von Sozialausgaben entlastet werden. Ist die nicht der Fall, werden die Städte und Gemeinden bei bestem Willen nicht in Kinderspielplätze, Generationsparks oder Sportanlagen investieren, ganz im Gegenteil, selbst der Betrieb bestehender Einrichtungen ist in Gefahr. Trotz und unabhängig von dieser dramatischen Haushaltslage sollten die Städte und Gemeinden aber prüfen, ob sie Finanzmittel nicht in diese wichtige Aufgabe umleiten können oder ob sie andere Finanzierungswege, z.B. Sponsoren, Genossenschaftsmodelle oder andere Betreibermodelle findet. Sport und Bewegung haben einen enormen gesellschaftspolitischen Nutzen. Dies rechtfertigt das finanzielle Engagement der Kommunen.

 

P@L: Wie verankern die einzelnen Akteure das Thema „BEWEGUNG“ nachhaltig in der Kommune, sprich bei den kommunalen Entscheidern?

Uwe Lübking (DStGB): Bei vielen Städten und Gemeinden ist das Thema angekommen. Wir erleben zunehmend eine Stadtentwicklungspolitik, die die Bewegungsräume einbezieht. Der DStGB hat mit dem Bundesverband der Spielplatz- und Freizeitanlagen-Hersteller die Dokumentation „Städte und Gemeinden bringen Bürger in Bewegung – Bewegungsparcours im öffentlichen Raum“ Hinweise für die Städte und Gemeinden veröffentlicht. Darüber hinaus muss das Thema „Bewegung in der Stadt“ immer wieder in das Bewusstsein der Kommunalpolitik gerufen werden.  

 

P@L: Die Messe FSB wirft ihre Schatten voraus: Was braucht eine Fachmesse, um den kommunalen Entscheider zu locken?

Uwe Lübking (DStGB): Wichtig für kommunale Entscheider ist es, etwas über neue Trends und richtungsweise Entwicklungen in den Feldern Sport, Bäder und Freiraum zu erfahren, aber auch, sich in Foren austauschen zu können. Ein auf die Zielgruppen abgestimmtes fachliches Rahmenprogramm gehört ebenso dazu wie Antworten auf die Frage: Wie gestalte ich urbane Lebensräume gerade auch unter den Voraussetzungen des demografischen Wandels und des veränderten Freizeitverhaltens der Bürgerinnen und Bürger. 

 

P@L: Welchen Stellenwert hat die Branche der Spielplatzgeräte-Hersteller in der Kommune?

Uwe Lübking (DStGB): Bewegungsparcours, Spielplätze und Freizeitanlagen müssen so geplant und entwickelt werden, dass sie alle Zielgruppen erreichen und optimal genutzt werden. Hier brauchen die Städte und Gemeinden Beratung und Referenzen. Die Geräte-Hersteller können bei dieser Planung unterstützend tätig werden. Sie können den Kommunen aus ihrer Erfahrung auch Hinweise über Finanzierungsmodelle geben. Wichtig ist, dass die Städte und Gemeinden das Gefühl haben, kompetent beraten und unterstützt zu werden.  

                   

 

Das Interview führte Thomas R. Müller (Playground@Landscape)

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